Titel
Benjamin
Benjamin
2021
Wald gegenüber
Prins Albertpark/Parking Wenduine
8420 De Haan
Benjamin ist tief in Gedanken versunken. Mit hochgezogenen Knien, gerunzelten Augenbrauen und ausgestreckten Händen, eine auffallend größer als die andere, scheint er tief in sich gekehrt auf etwas zu warten. Die Betrachtenden warten ebenfalls ab. Sie scannen mit ihrem Blick die skulpturale Figur von Maen Florin, doch diese erwidert ihren Blick nicht. Das sorgt – wie bei den anderen Skulpturen von Florin – für einiges Unbehagen. Ihre märchenhaften Puppen sind zwischen Marionette und Mensch angesiedelt: Es ist schwierig, ihnen beizukommen. Besonders Benjamins Eselsohren werfen Fragen auf. Im letzten Jahrhundert mussten Kinder nach Fehlverhalten zur Strafe manchmal Eselsohren tragen. Sitzt Benjamin eine Strafe aus und wartet auf Erlösung? Spielt er den störrischen Esel oder ist er – im Gegenteil – stark und weise, bescheiden und anhänglich wie ein Esel? Im Anblick dieses Jungen, der ein einsames „Anderssein“ verkörpert, verbirgt sich ein Spiel von Schuld und Unschuld, das unser Unbehagen teilweise erklärt. Dieses Spiel findet sich auch oft in Märchen, was wiederum ein Hinweis auf die Eselsohren ist. Es erinnert an die unheimlichen, gruseligen Elemente aus alten deutschen Volksmärchen, die ein Gefühl der Entfremdung hervorriefen.
Die Märchen wurden im lokalen Kontext von De Haan im „Zeepreventorium“ lebendig, einem Erholungsheim, das vor etwa 100 Jahren gebaut wurde, um Kinder mit Tuberkulose und anderen Atemwegserkrankungen zu behandeln. Während der „Märchennächte“ traten Sänger*innen oder Schauspieler*innen auf und sorgten so dafür, dass sich die kranken Kinder einen Moment lang mal nicht „anders“ fühlten. Mit ihrer hybriden Skulptur fordert Florin uns auf, unserem Unbehagen mit dem „Anderen“ nicht auszuweichen, sondern uns ihm zu stellen. Spiegelt dieses „Andere“ das, was wir in uns selbst nicht zu erkennen wagen? Vielleicht wartet Benjamin auf diese (An)erkennung.
Ort
Wald gegenüber
Prins Albertpark/Parking Wenduine
8420 De Haan
De Haan
Straßenbahnhaltestelle
Wenduine Molen
Radwegenetz
Knotenpunkt 16 und 31
Wanderwegnetz
Knotenpunkt 49
BE, °1954
Maen Florin schafft anthropomorphe Skulpturen von Kreaturen mit unmenschlichen Zügen. Geschlossene Augen oder ein desinteressierter Blick verweisen auf die Projektion der eigenen Unruhe. Ausstellungen (Auswahl): 2020 De Garage und Hof Van Busleyden, Mechelen (solo); 2018 Einzelausstellung Park Hof Ter Beuken, Lokeren; ; 2016 First Prize European Triennial of Ceramics and Glass, Mons; 2016 Watou Arts Festival; 2011 Caermersklooster, Gent (solo).